03./04.02.2018

Wochenende der Rekorde beim 19. Dachauer Masters-Cup im Schwimmen

Dachau - Laut Asterix hat Julius Cäsar mal gesagt „Bis repetita non placent“, „Wiederholungen gefallen nicht“. Aber - auch laut Asterix - hat Julius Cäsar eh keine Ahnung und im Falle des 19. Dachauer Masters-Cups schon gar nicht. Den würden wohl alle, die ihn erlebten, gerne möglichst bald wiederholen. Das gilt nicht nur für jene Sportler unter den insgesamt fast 280 Athleten aus 64 Vereinen aus sechs Nationen, die in Gänze 16 neue Landes- und einen Europarekord aufstellten. Aber eben auch. Die Gastgeber des SV Dachau ließen sich auch hier nicht lumpen und stellten durch die „Golden Girls“ Christine Resech, Susanne Schober, Regina Frischholz und Neuzugang Violetta Schlesinger gleich zwei neue deutsche Rekorde auf. Und diese Wiederholung hat definitiv gefallen!

Die 19. Auflage des einst vom heutigen Sportchef Michael Posch initiierten Wettbewerbs war schon vor dem ersten Startschuss eine Rekordgeschichte. 278 Schwimmroutiniers aus 64 Vereinen aus sechs Nationen (13 Vereine aus Österreich, 2 aus der Schweiz, 8 aus Russland, je 1 aus Rumänien und Syrien und 39 aus Deutschland) hatten sich für 1118 Einzelstarts in den 43 Wettbewerben für die Altersklassen 20 bis 80 angemeldet, dazu kamen 108 Staffelstart. Erfolgreichste Sportlerin des Wochenendes war die Salzburgerin Barbara Kutschbach, die bei acht ihrer neun Einzelstarts siegte.

Nie zuvor gab es so viele Meldungen, und dabei trat die Delegation aus Österreich nicht in gewohnter Zahlenstärke an, weil im Nachbarland Landesmeisterschaften stattfanden. „Aber“, schmunzelte SVD-Vorsitzender Rainer Rupprecht bei der Siegerehrung, „ich habe das Gefühl, dass alle, die Rekorde schwimmen wollten, doch lieber zu uns gekommen sind.“ Was sich trefflich belegen lässt: Barbara Kutschbach (SU Generali Salzburg, AK 60) stellte sieben (!) neue österreichische Rekorde auf, ihr Landsmann Gerhard Prohaska (SC Donau Wien, AK 60) deren drei, Norbert Nagl (SU Wien, AK 50) einen weiteren. Neben einem Schweizer Rekord für Saskia de Klerk (Schwimmclub Flös Buchs, AK 25) gab es zudem drei russische Rekorde, für die alle Mikhail Manevich (Raduga Tver, AK 70) verantwortlich zeichnete. Den „internationalen Vogel“ aber schoss einmal mehr Dr. Hans Reichelt (Wasserfreunde München, AK 80) ab. Er verbesserte den alten (von ihm selbst gehaltenen) Europarekord über 200 Meter Brust in der AK 80 um über anderthalb Sekunden. Der Masters-Cup und „sein Hallenbad“ wurden dem legendären Ruf des „schnellen Dachauer Wassers“ einmal mehr gerecht.

Bei der Rekordjagd mischte auch der SV Dachau mit und generierte dabei einige kleine Dramen - aber mit Happy-end! SVD-Neuzugang Violetta Schlesinger (AK 45, kam von der SG Stadtwerke München) attackierte nach ihrer Goldmedaille über 200 Meter Brust den deutschen Rekord über 50 Meter Brust - blieb aber doch eine Sekunde drüber. Über 100 Meter Brust wurde sie wegen Frühstarts disqualifiziert. Nächstes Ziel war der deutsche Rekord mit der 4 x 50 Meter Lagen-Staffel (200+). Coach Posch hatte für Susanne Schober (Rücken), Violetta (Brust), Regina Frischholz (Delfin) und Christine Resech (Kraul) die Maxime „Volles Risiko, sonst wird’s nix!“ ausgegeben, deshalb gingen die Wechsel „Spitz auf Knopf“ über den Block - einmal zu schnell: Disqualifikation wegen Frühstarts! Es schien wie vernagelt. Aber am Sonntag, dem zweiten Wettkampftag der vom SVD-Team um Abteilungsleiter Sven Höfer perfekt organisierten und dem Stadtwerke-Bäder-Team top unterstützten Veranstaltung, ging nach Schneetreiben die Sonne auf - auch für den am Vortag noch gefrusteten Staffelvierer: Erst knackten Frischholz, Resech, Schober und Schlesinger den vier Jahre alten Rekord der SG Essen über 4 x 50 Meter Freistil um fast vier Sekunden. Keine zwei Stunden später stellten sich dann auch noch in der identischen Besetzung und Startreihenfolge einen neuen Rekord über 4 x 200 Meter Freistil auf. Einen besseren Beweis für die Dachauer Staffeldominanz gibt es nicht. Von den 25 Dachauer Staffelstarts führten zehn zu Gold, nur zwei führten nicht aufs Siegertreppchen!

Die Rekorde waren letztlich das Sahnehäubchen auf eine herausragende Mannschaftsleistung des SV Dachau (auch außerhalb des Beckens!). Bei den Siegerehrungen, die zeitweise auch von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Günter Dietz (CDU), Kreisvorsitzender des BLSV sowie Stadtrat und Sportreferent der Stadt Dachau, und in Anwesenheit von Stadträtin Christa Keimerl (SPD) durchgeführt wurden, standen die Dachauer Athleten regelmäßig auf dem roten Teppich für Goldmedaillen an. Der Dachauer, der am häufigsten geehrt wurde, war Felix-Kowarik-Strömer (AK 20). Der Jung-Masters zockte bei seinem ersten Masters-Einsatz gleich vier Einzel- und vier Staffel-Goldmedaillen ab. Jochen Heinzinger (AK 50) brachte es auf viermal Einzel- und einmal Staffel-Gold. Bei den Damen holten Regina Frischholz (AK 50) und Violetta Schlesinger je zwei Einzel-Siege sowie drei (Frischholz) und vier (Schlesinger) Staffeltriumphe. Beinahe nebenbei fielen auch vier Vereinsrekorde des SVD. Violetta Schlesinger ist neue All-Time-Heldin über 50 Meter Brust, die „Golden Girls-Staffel“ stellte mit den beiden deutschen Rekorden natürlich auch neue Vereinsbestmarken auf. Für den vierten Vereinsrekord sorgte die 4 x 50 Meter Lagen-Mixed-Staffel (Schober, Schlesinger, Heinzinger, Waldow).

Am Ende sicherte sich das Dachauer 30-Athleten-Team (die größte Armada vor den Stadtwerken München, 23, und dem SV Lohhof, 22) insgesamt 97 Medaillen, je 38 davon schimmerten gülden oder silbern, 21-mal gab es Bronze. Obwohl die Stadtwerke 40 Goldmedaillen holten, war der SVD in der Gesamtwertung nicht zu stoppen. Am Ende wiederholte der SVD seinen Vorjahressieg, allerdings noch souveräner: Der SVD siegte mit dem Rekordergebnis von 89.780 Punkten und einem Vorsprung von über 23.000 Punkten vor dem SV Lohhof (66.629) und der SG Stadtwerke München (47.098). Vierter wurde das Team von Poseidon Moskau (43.792), der beste österreichische Verein war SU Citynet Hall in Tirol (14.408) auf Rang acht.

Eine besondere Wertung wurde zum zweiten Mal ausgetragen - und nur im Kreis der SVD-Athleten. Als währendes Andenken an den im Oktober 2016 so tragisch verstorbenen Freund und Vereinskameraden Claus Resech, ging es erneut um den „Claus-Resech-Gedächtnispokal“. In die Wertung kamen ausschließlich die Kurzdistanzen, die Lieblingsstrecken von Claus. Regina Frischholz wiederholte in dieser Wertung ihren Vorjahressieg.

Schon jetzt ist der Dachauer Masters-Cup eine der bedeutendsten Masters-Veranstaltungen in Deutschland. Teilnehmertendenz und Ruf im In- und Ausland: steigend. Die Wiederholung im nächsten Jahr wird - um Julius Cäsar einmal mehr zu widersprechen - ganz sicher erneut vielen Athleten gefallen. Und diese Aussicht auch: Vielleicht findet der 21. „DMC“ im Jahr 2020 dann ja im neuen Hallenbad mit acht Bahnen statt!

Für den SVD im Einsatz: Isabell Feichtmeier, Lisa-Marie Posch, Sabrina Resech (alle AK 20), Veronika Kaspar (AK 25), Malina Schmidt (AK 30), Ina Kotheder (AK 35), Birgit Herbert, Violetta Schlesinger, Susanne Schober (alle AK 45), Regina Frischholz, Wilma Kaspar, Britta Nassner, Christine Resech (alle AK 50), Erina Soletti (AK 55), Felix Kowarik-Strömer (AK 20), Stefan Hefele (AK 25), Sven Höfer, Bastian Patzer (beide AK 40), Alexander Sengpiel, René Starke, Michael Posch, Jens Waldow (alle AK 45), Markus Albert, Jochen Heinzinger (beide AK 50), David Conway, Rainer Rupprecht, Walter Seyfried, Bernhard Ulrich, Jürgen Winzer (alle AK 55). 

Jürgen Winzer

 

Links:

 

Perfekter, aber gnadenloser Gastgeber: Das Team des SV Dachau gewann die Gesamtwertung seines Masters-Cups gegen internationale Topkonkurrenz

 

Rekord im Doppelpack: Die Staffel der „Golden Girls“ Violetta Schlesinger, Christine Resech, Regina Frischholz und Susanne Schober stellte gleich zwei neue deutsche Rekorde auf

 

Erster Auftritt als Masters und gleich acht Goldmedaillen: Felix Kowarik-Strömer

 

Hoher Besuch bei hochklassigen Leistungen: OB Florian Hartmann (2. v.l.) führte am Samstag Siegerehrungen durch und fachsimpelte mit Abteilungsleiter Sven Höfer (l.), Vorsitzendem Rainer Rupprecht (2. v.r.) und Schiedsrichter Sigi Gattinger